Grieg-Begegnungs­stätte

“Die Musik ist hier in den Häusern, in den Straßen, in den Herzen, in den Gesichtern, überall in der Luft, wo ich hinsehe.”

Edvard Grieg

Seit wann existiert das Haus?

Erbaut wurde das Haus in der heutigen Talstraße 10 im Jahre 1874 von Otto Brückwald (1841-1917), der u.a. das Bayreuther Festspielhaus gestaltete. Auftraggeber des Baus war der damalige Leiter und Alleininhaber des Musikverlages C. F. Peters, Dr. Max Abraham (1831-1900). Nach wechselvoller Geschichte wurde das während der DDR-Zeit stark baufällig gewordene Haus in den 2000er Jahren grundlegend saniert. Im November 2005 konnte die Grieg-Begegnungsstätte offiziell eröffnet werden.

Welcher Musiker lebte hier zur Miete?

Die Verlagseigentümer Dr. Max Abraham und später sein Nachfolger Henri Hinrichsen stellten Edvard Grieg ein extra für ihn eingerichtetes Arbeits- und Übernachtungszimmer zur Verfügung, das er kostenlos beziehen konnte, wann immer er sich in Leipzig aufhielt, was während seiner ausgedehnten Europa-Tourneen oft der Fall war.

Zu welcher Zeit?

Ab 1875 war er ständiger und gern gesehener Gast des Hauses C.F. Peters – und das bis zu seinem letzten Lebensjahr 1907!

Bevorzugtes Instrument des Mieters:

Grieg war ein versierter Pianist und interpretierte als solcher viele seiner eigenen Werke, wie etwa den Solopart seines a-Moll-Klavierkonzerts op. 16. Daneben trat er oft als Kammermusikpartner und Liedbegleiter in Erscheinung.

Was komponierte er hier?

Grieg arrangierte (nicht: komponierte!) in der Talstraße 10 seine populäre 1. Peer-Gynt-Suite (bestehend aus Morgenstimmung, Åses Tod, Anitras Tanz, In der Halle des Bergkönigs).

Wer zählte zu den Gäst*innen / Freund*innen?

Das Who-is-Who der damaligen Komponistenszene ging im Hause C.F. Peters ein und aus, angefangen beim Dauergast Edvard Grieg, über Peter Tschaikowsky bis hin zu Max Reger, der hier am Vorabend seines Todes mit dem Hausherrn speiste, sich daraufhin ins Hotel Hentschel begab, wo er letztendlich einem Herzinfarkt erlag.

Welche Speisen und Getränke wurden am häufigsten gereicht?

Da streiten sich die Gelehrten. Grieg schätzte jedenfalls deutsches Bier sehr. Auf den Teller dürften zeittypische regionale Speisen gekommen sein, also zumeist nicht-vegetarische und sicherlich non-vegane Kost.

Besondere Ereignisse, Anekdoten oder Besonderheiten des Hauses:

Verbürgt ist, dass Grieg die g-Moll-Ballade op. 24, sein in Umfang und Ambition größtes Werk für Klavier solo, im Juli 1876 im Musiksalon der Talstraße dem Verlagsleiter Dr. Max Abraham vorspielte (Grieg befand sich gerade auf der Durchreise zu den Bayreuther Festspielen, von denen er als Musikkritiker berichten sollte). Die Ballade in Form von Variationen über eine norwegische Melodie, entstanden unter dem Eindruck des Todes seiner kurz nacheinander verstorbenen Eltern, betrachtete Grieg als eine seiner bedeutendsten Kompositionen, „geschrieben mit blutendem Herzen in Tagen der Trauer und Verzweiflung.“ Der Dirigent Iver Holter, der der internen Aufführung beiwohnte, sprach von einem „unvergesslichen Eindruck“, als er die Ballade das erste Mal hörte. Er berichtet, dass Grieg danach nicht nur körperlich erschöpft und in Schweiß gebadet, sondern auch derart aufgeregt und ergriffen war, dass er lange kein Wort sprechen konnte. Grieg selbst schreibt dazu fast dreißig Jahre später in einem Brief an Henri Hinrichsen, dem Neffen und Nachfolger von Dr. Max Abraham: Ich erinnere mich noch, dass ich vor vielen Jahren sehr unglücklich war, als ich Dr. Abraham meine Ballade op. 24 vorspielen musste, weil ich davon überzeugt war, dass dieselbe nicht gefallen könnte. Als ich geendet hatte, sagte er aber zu meinem Erstaunen: „Ein großes, ernstes Werk, welches ich mich freue erwerben zu können, denn es wird Ihrem Namen einen noch größeren Klang geben.“ So ungefähr waren seine Worte. Und die Zeit hat gelehrt, dass er recht hatte.

Bekannt ist außerdem, dass, immer wenn bei C.F. Peters ein neuer Band Lyrischer Stücke erschien, zur Feier des Tages eine Freudenflagge im Garten der Talstraße 10 gehisst wurde, denn Griegs Charakterstücke fanden reißenden Absatz bei Klavierbegeisterten auf der ganzen Welt und trugen nicht unwesentlich zum internationalen Erfolg des Musikverlags bei.

Was erwartet die Besucher*innen im heutigen Museum?

Eine kleine Dauerausstellung, die anhand von Schautafeln über Leben und Werk Edvard Griegs informiert. Faksimilierte Autographe und Erstausgaben werden in Ausstellungsvitrinen präsentiert. Außerdem gibt es ein Porträt Edvard Griegs von 1890 zu sehen, angefertigt vom norwegischen Maler Eilif Peterssen (1852 – 1928). Der Musiksalon mit seiner original erhaltenen Holzvertäfelung und einem historischen Steinway B-Flügel versetzt die Besucher zurück in die Zeit um 1900.

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