Im Jahr 1165 wurde das Stadt- und Marktrecht an Leipzig verliehen. In der Folge beschlossen die Bürger der Stadt den Bau einer Kirche, die dem Heiligen Nikolaus geweiht wurde. Dieser gilt als Schutzpatron der Handelsleute und Reisenden. Noch heute erkennt man an der westlichen Fassade die ursprünglich romanische Bauform mit Rundbögen und der Doppelturmanlage. Im Jahr 1525 war der Umbau der romanischen Basilika zu einer spätgotischen Hallenkirche vollendet. Die sogenannte Lutherkanzel im gotischen Stil aus dem Jahr 1521 befindet sich heute in der Nordkapelle. Die Reformation wurde 1539/40 mit dem ersten offiziellen evangelischen Gottesdienst in Leipzig eingeführt, in St. Nikolai durch Pfarrer Johannes Pfeffinger.
In den Jahren 1723-1750 sorgte Johann Sebastian Bach für eine lebendige kirchenmusikalische Ausgestaltung der Gottesdienste in St. Nikolai und St. Thomae. Seine Amtseinführung als „Director musicae“ fand am 30. Mai 1723 in St. Nikolai statt. Er war gleichermaßen für beide Kirchen zuständig. Die im Jahr 1998 aufgestellte Bachstele in der Nähe des Eingangsbereichs erinnert an das Wirken des Komponisten. Dabei fing es so gar nicht verheißungsvoll an. Vor seiner Wahl erklärte einer der Ratsherren: “Da man keinen von den Besten bekommen könne, so bleibe nichts anderes übrig, als sich an einen Mittleren zu wenden und den Versuch zu machen, ob Bach aus Köthen für Leipzig zu gewinnen sei.” Er ließ sich gewinnen und begann in der „Stadt- und Pfarrkirche St. Nikolai“ am 30. Mai 1723, dem 1. Sonntag nach Trinitatis, mit einer Kantatenaufführung im Gottesdienst sein Leipziger Amt.
Viele seiner Werke sind in dieser Stadt entstanden, bearbeitet, neu-, erst- und uraufgeführt worden. Genannt seien: 1723 die Motette „Jesu, meine Freude“ und das „Magnificat“ 1724 die „Johannespassion“ 1733 die „Hohe Messe“ in h-moll 1734/35 alle Kantaten des „Weihnachtsoratorium“ Dazu kommen Motetten und die Fülle der Kirchenkantaten, die in den Gottesdiensten der beiden Hauptkirchen St. Nikolai und St. Thomae erklangen.
Unter der Leitung des Stadtbaudirektors Johann Friedrich Carl Dauthe wurde in den Jahren 1784-1797 der Kircheninnenraum im klassizistischen Stil ausgestaltet. Im Zuge dieser konzeptionellen Umgestaltung entstanden im Altarraum und in den Vorhallen die Gemälde von Adam Friedrich Oeser (1717-1799), dem ersten Direktor der Leipziger „Zeichen- und Malerey- und Architectur-Academie“. Die von dem Weißenfelser Orgelbaumeister Friedrich Ladegast gebaute Orgel wurde im Jahr 1862 geweiht und im Jahr 2004 durch die Bautzner Orgelbaufirma Eule restauriert und erweitert. Mit 6804 Pfeifen, 103 Registern und fünf Manualen ist sie die größte Kirchenorgel Sachsens. Im Zusammenhang mit Restaurierungsarbeiten an der Kirche gestaltete der Leipziger Künstler Felix Pfeifer im Jahr 1905 vier Passionsreliefs aus Alabaster im Altarraum. Die „Offene Kirche“ entwickelte sich seit 1980 mit der Friedensdekade und den seit 1982 wöchentlich montags 17 Uhr durchgeführten Friedensgebeten. Im Herbst 1989 wurde die Nikolaikirche Ausgangspunkt der gewaltfreien Montagsdemonstrationen, die den Zusammenbruch des DDR-Staates wesentlich herbeiführten und die Einheit Deutschlands ohne Krieg und Sieg ermöglichten. Der Osterlichtbaum „Gesprengte Fessel“ (Ostern 1995) im Mittelgang der Kirche erinnert an die Ereignisse von 1989. Ein weiteres Symbol für Frieden und Versöhnung stellt das 1996 der Kirchgemeinde verliehene Nagelkreuz von Coventry dar. Umfassende Restaurierungsarbeiten, die in drei Perioden zwischen 1968 und 2004 durchgeführt wurden, lassen heute den Kircheninnenraum wieder in seiner frühklassizistischen Ausstattung erstrahlen. Mit mehr als 1400 Sitzplätzen gehört die Nikolaikirche zu den größten Kirchen Sachsens.
Heute wird die Kirche auf sehr vielfältige Art und Weise mit Leben gefüllt. Es finden hier regelmäßig Gottesdienste statt, die immer noch von Musik erfüllt sind. Verschiedene Chöre sind ein Teil der Nikolaigemeinde. Täglich ist die Kirche für interessierte Besucher aus aller Welt geöffnet. Es besteht die Möglichkeit, an angeleiteten Kirchen- und Orgelführungen sowie an Turmexkursionen teilzunehmen. Zum Austausch mit anderen Interessierten kann jede*r am Nikolaitreff teilnehmen. Zudem finden in der Kirche regelmäßig Andachten mit jeweils zur Zeit passenden Themen statt.
Schumann-Verein Leipzig e.V.
Veranstalter
Peter Bruns
Künstlerische Leitung
Gregor Nowak
Organisatorische Leitung
Franziska Franke-Kern
PR / Öffentlichkeitsarbeit / Marketing