Bach-Archiv

“Bach ist Anfang und Ende aller Musik.”

Max Reger über Johann Sebastian Bach

Seit wann existiert das Haus?

Das im Stil der Renaissance errichtete Vorderhaus ist aus dem 16. Jahrhundert. 1710 wurde es von dem Kaufmann Georg Heinrich Bose erworben und im barocken Stil umgebaut und erweitert. Die Seitenflügel und das Hintergebäude wurden dabei neu errichtet. Johann Sebastian Bach wohnte seit 1723 direkt gegenüber, in der Thomasschule. Im „Bosehaus“ am Thomaskirchhof befindet sich seit 1985 das Bach-Museum Leipzig.

Welcher Musiker lebte hier zur Miete und zu welcher Zeit?

Johann Sebastian Bach lebte von 1723 bis zu seinem Tod 1750 in der benachbarten Thomasschule. Er zog 22. Mai 1723 zusammen mit seiner 2. Ehefrau Anna-Magdalena und der gerade geborenen Tochter Christiana Sophia Henrietta sowie den vier Kindern aus erster Ehe, Johann Gottfried Bernhard, Carl Philipp Emanuel, Wilhelm Friedemann und Catharina Dorothea ein.

Besonderheit des Hauses:

Die Besonderheit des Hauses ist der barocke Sommersaal im Hintergebäude mit seiner beweglichen Schallkammer. Im 1710 neu errichteten Hintergebäude entstand ein repräsentativer Festsaal, der einen reizvollen Ausblick auf den Hausgarten mit diagonal verlaufenden Wegen und einer zentralen Wasserfontäne bot. Der 60 qm große, lichtdurchflutete Saal war kostbar ausgestattet. Vier große Spiegel wurden an den gegenüberliegenden Fensterfronten angebracht und die unteren Wände zierten 15 cm große Sockelmalereien. Der nicht beheizbare Saal konnte nur in der warmen Jahreszeit genutzt werden, was ihm den Namen „Sommer-Saal“ eintrug. Der Einbau eines Galeriegeschosses hatte einen praktischen Zweck. Die Schall- bzw. Echokammer ermöglichte die Begleitung von Festlichkeiten durch bis zu zwölf Musiker, ohne dass diese im Saal störten oder aber gesehen wurden. Auch heute erklingt im 2002 sanierten Sommersaal des Bosehauses noch regelmäßig Musik.

Kleine Anekdote:

Die Bachs und Boses pflegten etliche Kontakte. So stellte beispielsweise keine andere Leipziger Familie so viele Taufpaten bei den Bach-Kindern wie die benachbarte Kaufmannsfamilie. Zwischen Anna-Magdalena Bach und der ältesten Bose-Tochter, Christiana Sybilla bestand eine enge freundschaftliche Verbindung. So schenkte Bachs Ehefrau der Nachbarin ein Exemplar von Johann Jacob Rambachs „Betrachtungen über das Leiden Christi“ und versah es mit folgender Widmung: „Als der HochEdlen, Hoch- Ehr- und Tugendbegabten Jonffer, Jonfer Christiana Sybilla Bosin, meiner besonders hochgeehrtesten Jonfer Gefatterin u. werthesten Herzens Freündin erfrülicher Geburths Tag einfiel; wolte mit diesen kleinen doch wohlgemeinten Andencken sich bestens empfehlen. Anna Magdalena Bachin.“ Das Buch existiert noch heute: Es wurde 1997 entdeckt und ein Jahr später vom Bach-Archiv Leipzig angekauft und in das Bosehaus zurückgeführt. Ab 1910 gehörte das historische Bosehaus dem Direktor des Brauhauses in Leipzig/Reudnitz und Vorsitzenden des Deutschen Braumeister-Bundes Friedrich Wilhelm Reinhardt (1844―1920). Das beliebte Etablissement „Oberpollinger“, welches seine Witwe Mathilde Reinhardt ab 1921 führte, bot rund 700 Gästen Platz.

Was erwartet die Besucher*innen im heutigen Museum?

Das Bach-Museum präsentiert das Leben und Wirken Bachs in einer interaktiven und klingenden Ausstellung. Ein virtuelles Orchester, das Hörkabinett mit Bachs Gesamtwerk oder ein klingender Stammbaum entführen in die Welt seiner Musik. In der Schatzkammer sind originale Notenhandschriften, ein berühmtes Bach-Porträt oder ein Kästchen mit Relikten aus seinem Grab zu entdecken. Zu den besonderen Exponaten zählen außerdem der Spieltisch der Leipziger Johanniskirchenorgel, die Bach 1743 geprüft hat, ein Violone aus seinem Orchester und eine Geldkassette aus seinem Besitz. Die Dauerausstellung enthält viele Angebote für Menschen mit Behinderungen. Wechselnde Kabinettausstellungen runden das Programm ab.

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