Das Haus in der Inselstraße 18 wurde 1838 im klassizistischen Stil von Friedrich August Scheidel errichtet. An Claras 21. Geburtstag (13.09.1840) bezogen die frisch Vermählten ihr erstes gemeinsames Domizil in einem aufstrebenden neuen Stadtteil, der sich zum Zentrum des Buchgewerbes entwickelte. Zahlreiche Verlage und Buchdruckereien siedelten sich an, darunter Breitkopf & Härtel und C. F. Peters sowie F. A. Brockhaus und Reclam.
Ihre glücklichen ersten vier Ehejahre verbrachten Clara und Robert Schumann in der Inselstraße in Leipzig.
Das junge Ehepaar lebte hier von 1840 (Erstbezug) bis 1844.
Sowohl für Clara als auch für Robert Schumann war das Klavier das „Lieblingsinstrument“. Da Robert aufgrund einer Fingerlähmung nicht mehr spielen konnte, lag der Flügel eher in der Hand seiner Ehefrau.
Clara und Robert Schumann: Zwölf Gedichte aus Rückerts Liebesfrühling für Gesang und Pianoforte op. 37 von Clara und Robert Schumann Robert: Frühlingssinfonie op. 38 Liederkreis op. 39 Drei Streichquartette op. 41 Klavierquintett op. 44 (uraufgeführt u.a. von Clara im Gewandhaus) Clara: Sechs Lieder mit Begleitung des Pianoforte: Nr. 2 „Sie liebten sich beide“ (Heine) und Nr. 3 „Liebeszauber“ (Geibel) schenkte sie Robert zu seinem Geburtstag am 8. Juni 1842 Deuxième Scherzo c-Moll op. 14
Eine Besonderheit des Hauses sind die hier geführten Ehetagebücher der Schumanns. Im wöchentlichen Turnus wechseln sich die Eintragungen von Clara und Robert über ihre gemeinsamen Erlebnisse ab. Beide dokumentierten nur ihre ersten vier Ehejahre in Leipzig. Somit sind die Bücher ein einzigartiges Zeugnis der Leipziger Zeit des Künstlerpaares. Im Oktober 1840 berichtet Robert Schumann von der ersten Soiree in der neuen gemeinsamen Wohnung: „Donnerstag Abend muß roth angestrichen werden. ‚Erste Soiree bei Madame Schumann‘ – Klara sah ganz fein [aus] in ihrem Häubchen. An 20 Gäste, auch ein Fürst. Klara spielte die Trio’s, die ich vorher nannte; Elise [List] sang ein Paar Lieder von mir, u. eines von Mendelssohn, keines aber ganz gut. Klara badete dafür die ganze Gesellschaft in schöner Musik, daß sie auch ordentlich wie gebadet und frisch und heiter war. So war auch der Abschied um Mitternacht.“ Die ersten beiden Kinder der Schumanns Marie und Elise wurden in den Jahren 1841 und 1843 in der Inselstraße geboren.
Der heutige Schumann-Saal, damals ein gemeinschaftlich genutzter Salon, zählte zu Schumannszeiten zu den kulturellen Zentren der Stadt. Hier begrüßte das Künstlerpaar regelmäßig berühmte Persönlichkeiten wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Liszt, Hector Berlioz oder Wilhelmine Schröder-Devrient. Zudem hegten die Schumanns ein enges Verhältnis zu der Familie des Ökonomen Friedrich List.
Die Leibspeisen von Robert notierte er am 15. September 1837 in seinem Tagebuch als ‚Speisezettel eines Sparenden‘: „Einfach und kräftig ist höchster Wahlspruch. Mehr als ein Gericht hab‘ ich wohl gern, aber nicht nöthig – Suppen sehr. Nichts Fettes, nichts Süßes. Höchste Lieblingsspeisen: Rindfleisch mit Reis, Nudeln, Gräupchen u. dgl. Kalbfleisch, Schöpsenfleisch. Schweinefleisch seltener, wenn nicht fett. Braten, alle, wenn nicht fett – Mehlspeisen keine, durchaus keine. Eierspeisen, gern. Suppen, Bouillon, sehr gern. Früchte, Eingemachtes, nicht. Salate, sauer, alle. Fisch, alle, ausgenommen Aal. Gemüse, sehr gerne, außer die süßen; wie Möhren etc.“ An dieser Vorlage sollte sich auch Clara Wieck als seine zukünftige Ehefrau orientieren. Allerdings zählte das Kochen nicht zu ihren großen Stärken. Trotz dessen können wir davon ausgehen, dass sich der Speiseplan in der Inselstraße an diesen Kriterien orientierte. Das Lieblingsgetränk des Ehepaars war der Champagner. Clara und Robert besprachen musikalische Themen gern bei einem Glas des köstlichen Tropfens und reichten das Getränk bei festlichen Anlässen.
Das Schumann-Haus Leipzig beherbergt seit 2019 das weltweit erste Museum für ein Musikerpaar. Die Dauerausstellung „Experiment Künstlerehe“ möge den Besucher inspirieren, seine persönliche Perspektive auf die Schumanns zu finden und eine Brücke von der Historie zur heutigen Zeit zu schlagen. In den insgesamt sechs Räumen, unter ihnen der historische Schumann-Saal, lässt sich die Leipziger Zeit des Paares mit allen Sinnen entdecken. Zu den innovativen Highlights der neuen Ausstellung zählen „Claras Hand“, auf der der Besucher durch eine Installation von Erwin Stache Töne und ganze Werke von der Pianistin zum Klingen bringen kann. Im Ehe-Experimentierraum verwandeln sechs Beamer einen Raum in drei Themenwelten. Featureautorin Magdalene Melchers entwickelte dafür „Visualisierte Features“, die die Zerrissenheit zwischen Liebe und Kunst, Freude und Last mit den Kindern, Reichtum an Gaben und Ringen um Geld sicht- und hörbar machen. Zudem werden die von Leipzig aus begonnenen Konzertreisen nach Dänemark und Russland sowie die Ausbildung von Clara Schumann thematisiert. Im Hörkabinett erhalten die Besucher die Möglichkeit, Claras und Roberts in Leipzig komponierte Werke zu hören und zu studieren. Der bereits 2015 eingeweihte Klangraum von Erwin Stache lädt zum musikalischen Experimentieren ein. Im historischen Schumann-Saal finden jährlich bis zu 40 Veranstaltungen statt. Gemeinsam mit der Freien Grundschule „Clara Schumann“, dem Schumann-Verein Leipzig e.V. und der Rahn Dittrich Group, die das Haus 1999 vor dem Verfall bewahrte, entstand eine einzigartige Symbiose aus Museum, Veranstaltungsort und Ausbildungsstätte – Schule im Museum oder Museum in der Schule?!
Schumann-Verein Leipzig e.V.
Veranstalter
Peter Bruns
Künstlerische Leitung
Gregor Nowak
Organisatorische Leitung
Franziska Franke-Kern
PR / Öffentlichkeitsarbeit / Marketing